Claudia Roth ist eine totale Fehlbesetzung. Seit gut einem Jahr ist sie Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und verantwortet die offizielle Kulturpolitik unseres Landes. Besonders tragisch: Ihr fehlt eine entscheidende Eigenschaft, die sie als Kulturstaatministerin eigentlich haben müsste: Aufgeschlossenheit. Dabei geht es nicht etwa um kulturelle Offenheit oder Toleranz gegenüber der künstlerischen Avantgarde. Das ist auch wichtig, darin ist die Grüne vielleicht gar nicht so schlecht. Worin Roth allerdings Defizite aufweist, ist die Aufgeschlossenheit gegenüber kulturellen Gegebenheiten, die ihren grünen Wunschvorstellungen widersprechen.

Hitzige Debatten um Berliner Stadtschloss

Das zeigt beispielsweise die Diskussion rund um das inzwischen rekonstruierte Berliner Stadtschloss: Hitzige Debatten begleiten die Rekonstruktion, seitdem sich Anfang des neuen Jahrtausends der Bundestag für den Wiederaufbau ausgesprochen hatte. Kontrovers wurde nach der Veröffentlichung der Pläne vor allem diskutiert, ob die originalgetreue Nachbildung der Schlosskuppel mit einem Kreuz gekrönt werden sollte wie es beim historischen Vorgängerbau der Fall gewesen war. Letztendlich mit Kreuz wiedererrichtet, hätte man meinen können, die Diskussion um die christliche Symbolik des Schlosses habe endlich ein Ende. Doch neu im Amt macht sich Claudia Roth direkt ans Werk.

Claudia Roth im Kampf gegen Bibelverse

Die politischen Kräfte, die das Kreuz damals nicht verhindern konnten, blasen nun ausgestattet mit exekutiver Macht zum Gegenangriff. Gegenstand der neuen Debatte ist eine biblische Inschrift, die sich um die Kuppel zieht, von der Straße jedoch kaum zu entziffern ist. Es handelt sich um zwei vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. persönlich ausgesuchte Verse, die nun eine ganze Armada von roten und grünen Kulturfunktionären beschäftigt. Allen voran Claudia Roth, die meint, dass man derlei Verse nicht unkommentiert und eigentlich überhaupt nicht öffentlich zeigen dürfe. Für die tief-grüne Claudia Roth ein Unding. Auch weil der Preußenkönig heute als besonders umstritten gilt.

„Wir müssen uns dringend darüber verständigen, wie das Humboldt-Forum zu einem Ort der Weltoffenheit werden kann“, mahnt die Grünen-Politikerin. Christentum und preußischer Glanz passen wohl nicht zur vermeintlichen Weltoffenheit der Claudia Roth. Und so nahm der Bildersturm seinen Lauf: Die Kulturstaatsministerin hatte Anfang November von ersten Plänen berichtet, mit denen sie gegen die christliche Inschrift auf der Kuppel des Berliner Stadtschlosses vorgehen will. Derzeit werde geprüft, ob sich der christliche Schriftzug mit „alternativen, kommentierenden und reflektierenden Texten“ temporär überblenden lasse, teilte die Bundesregierung mit.

Roth will Stiftung Preußischer Kulturbesitz umbenennen

Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, wurde vor wenigen Tagen bekannt, dass die Kulturstaatsministerin zudem plant, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die eng mit dem Humboldt-Forum verwoben ist, umbenennen zu wollen. Roth möchte das Wort „Preußen“ aus dem Stiftungsnamen streichen. Die grüne Ideologin will unter dem Vorwand des woken Fortschritts nicht nur die christliche Prägung Deutschlands negieren, sondern auch das preußische Erbe eines großen Teiles unserer Nation tilgen.

Baerbock lässt Kreuze abhängen

Ein ähnlicher Fall der historischen Tilgung ereignete sich vor wenigen Wochen im Rahmen des Treffens der G7-Außenminister in Deutschland. Getagt wurde im Friedenssaal des historischen Rathauses in Münster, in dem 1648 der Westfälische Frieden geschlossen wurde. Eigens für den Anlass hatte das Außenministerium das fast 500 Jahre alte Ratskreuz abhängen lassen. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es damals, die sei „aus protokollarischen Gründen“ geschehen, wohl ohne direktes Zutun der Ministerin.

Wie bitte? Aus protokollarischen Gründen wird in Deutschland Geschichte wortwörtlich demontiert? Und dann auch noch an einem so historischen Ort wie dem Rathaus von Münster. Das gibt es in keinem anderen Land der Welt. Die Widersprüchlichkeit der Aktion ist bezeichnend: Einerseits wollte Annalena Baerbocks Ministerium sinnbildlich an einem Ort tagen, der für Frieden und Diplomatie steht, andererseits lässt ihr Ressort ein Kreuz abhängen, obwohl der historische Kontext der Tagungsstädte nur dadurch entstanden ist, dass in ebendiesem Friedensaal ein christlicher Religionskrieg beendet wurde. Ein absurder Vorgang.

Grüner Feldzug gegen christliche Tradition

Was hier auf oberster politischer Ebenen vorangetrieben wird, ist schon seit Jahren in ähnlicher Art und Weise auf kommunaler Ebene zu beobachten: Landesweit erlebt man immer mehr Versuche, christliche Feste ihres religiösen Hintergrunds zu berauben. Auch in Bayern kommt es inzwischen vor, dass Martinsfeste in „Laternenfeste“ umbenannt oder Weihnachtsmärkte zu „Wintermärkten“ degradiert werden. In städtischen Kindertagesstätten im rot-grünen München sucht man christliche Bezüge heute meist vergebens. Oftmals sind nicht andersgläubige Zuwanderer die treibenden Kräfte solcher Anpassungen, sondern grüne das Bionade-Bürgertum, das mit den abendländischen Wurzeln unserer Gesellschaft fremdelt oder diese gar verachtet. Selbst der Zentralrat der Muslime betont, dass er von den Umbenennungen christlicher Festivitäten nichts hält. Laut Umfragen sind gerade einmal zehn Prozent der Deutschen für derartige Umbenennungen.

Claudia Roth als politischer Arm einer Kulturrevolution

Und trotzdem wird der woke Kulturidealismus vorangetrieben. Seit dem Regieren der Ampelkoalition eben mit Rückenwind aus Berlin. Kulturstaatsministerin Roth fungiert als politischer Arm einer Kulturrevolution, die in Wahrheit nichts anders ist als die Rückabwicklung des deutschen Kulturerbes. Was 1968 begann, wird nun vollendet. Der berühmte Marsch durch die Institutionen hat mit einer Staatsministerin, die mit dem elementarsten Bestandteil deutscher Kultur, dem Christentum, nichts anfangen kann, eine dramatische Stufe erreicht. Dabei ist ein Muster immer wieder zu erkennen: Ob Stadtschloss, Ratskreuz oder Martinsfest, historische oder festliche Szenerie ist bei den Weltverbesserern willkommen, der religiöse Bezug indes nicht. Es ist eine bewusste Entchristlichung. Dieser Umgang mit der eigenen Kultur ist weltweit einzigartig.

Verquerer Umgang linker Eliten mit Deutschlands kulturellem Erbe

Natürlich könnte man meinen, die Aufregung sei übertrieben. Aber die geschilderten Vorfälle sind keine Petitessen. Sie stehen stellvertretend für den verqueren Umgang linker Eliten mit unserem kulturellen Erbe und zeigen, was passiert, wenn grüne Funktionäre in Staatsämter gespült werden: Der gesellschaftlich-kulturelle Umbau auf allen Ebenen wird erbarmungslos vorangetrieben. Dabei will man nicht nur die Gegenwart prägen, sondern auch an der Vergangenheit rütteln. Das Spruchband am Berliner Schloss wird nicht das letzte Gefecht dieser Art sein.