Wirtschaftswachstum ist von entscheidender Bedeutung für die Verbesserung der Lebensbedingungen im globalen Kontext. Was passiert aber, wenn Wachstum bestenfalls wenig zur Lösung der Probleme der Welt beiträgt, schlimmstenfalls aber die Zerstörung des Planeten fördert und seine Zukunft gefährdet?
Klimabewegung fordert Ende des Kapitalismus
Das ist der durchaus radikale Denkansatz der „Degrowth“-Bewegung, also einer Strömung, die unsere Wirtschaft schrumpfen lassen will. Eine Bewegung, die mit ihrer Warnung, dass das grenzenlose Wachstum ein Ende haben muss, jahrzehntelang im ökonomischen Abseits stand. Jetzt, nachdem linke Klimabewegungen weltweit immer mehr Fuß fassen und ein Ende des Kapitalismus und seiner Wachstumsagenda fordern, finden die Ansätze der Bewegung immer mehr Anerkennung in der breiten Öffentlichkeit.
Radikale Ansätze unter Klimaaktivisten
Ihren großen Durchbruch hatte die Theorie auf der internationalen Bühne mit Greta Thunberg. Auf dem Klimagipfel der Vereinten Nationen im September 2019 erklärte die schwedische Umweltaktivistin: „Wir stehen am Anfang eines Massensterbens und Sie reden nur über Geld und Märchen vom ewigen Wirtschaftswachstum. Wie könnt Ihr es wagen.“
In Deutschland bekennen sich dutzende Klimaaktivisten zu den radikalen Ansätzen und auch bei den Grünen wächst die Zahl der Anhänger. Man will inzwischen weg vom grünen Wachstum, hin zur kleinen, vermeintlich nachhaltigen Schrumpf-Wirtschaft. Deutschlands wohl bekannteste Schrumpf-Expertin ist die „taz“-Autorin Ulrike Herrmann, die dazu vor kurzem erst ein Buch veröffentlicht hat, in welchem sie den Kapitalismus für beendet erklärt. Oder eher sein Ende prophezeit.
Mangel soll das gesellschaftliche Leben bestimmen
Ulrike Herrmann folgt in ihrem aktuellen Werk einer klaren Argumentationslinie: Die Klimakatastrophe zwingt uns zu einer drastischen Reduzierung der Emissionen. Und: Technischer Fortschritt allein schafft keine Entkopplung der Wirtschaftsleistung vom Emissionsausstoß, weshalb die ökologische Trendwende zwangsläufig in wirtschaftlicher Stagnation resultieren muss. Das Ende des Wachstums führt dann unabwendbar zur Überwindung des kapitalistischen Systems, weil dieses auf immerwährendes Wachstum ausgelegt ist. Ersetzt wird der Kapitalismus dann durch ein System, das man mit der britischen Kriegswirtschaft des letzten Weltkrieges vergleichen kann. Mangel, nicht Überfluss bestimmen dann das gesellschaftliche Leben.
Kein System hat mehr Wohlstand geschaffenen als die Marktwirtschaft
Das ist natürlich eine absolut abenteuerliche These und eine furchtbare Zukunftsvorstellung. Kein Mensch, der die Vorzüge unseres Wirtschaftssystems kennt, möchte es gegen die britische Mangelwirtschaft der 1940er Jahre tauschen. Und: Kein System hat mehr Wohlstand, Innovation und Stabilität geschaffen als unseres. Die Lebenserwartung ist weltweit dramatisch gestiegen, die Kindersterblichkeit gesunken und es leben global so wenig Menschen in bitterster Armut wie noch nie. Das an sich ist ein Erfolg. Warum wollte man dieses System aufgeben?
Technologische Transformation führt zu wirtschaftlichem Aufstieg
Zudem vergessen viele Anhänger der Schrumpf-Wirtschaft, dass eine Entkoppelung von Emissionen und Wachstum sehr wohl möglich ist. Deutschland ist ein sehr gutes Beispiel hierfür. Seit der Wiedervereinigung gehen die Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland kontinuierlich zurück. Ein Grund hierfür war vor allem die wirtschaftliche Umstrukturierung in den neuen Bundesländern direkt nach der Wende. Die technologische Transformation im Osten des Landes, die zu weniger Ausstoß führte, ging mit dem wirtschaftlichem Aufstieg Gesamtdeutschlands einher.
“Degrowth“-Theorie ist absurd
Zudem übersehen die Schrumpf-Fans noch einen anderen Punkt. Die wirtschaftliche Stärke des Westes und des Kapitalismus an sich, ist die Voraussetzung für die vielen Wohltaten unseres Sozialsystems. Oder anders gefragt: Was will man parallel zur Wirtschaft schrumpfen? Das Gesundheitssystem? Das Bildungssystem? Die Infrastruktur oder die Mobilität? Will man am Ende die Innovationskraft unseres System verringern? Allein an dieser Fragestellung zeigt sich, wie absurd der Gedanke ist und was für ein Rückschritt, die Umsetzung der „Degrowth“-Theorie wäre.
Andere werden Deutschlands Vorbild nicht folgen
Der Denkansatz übersieht noch eine weitere Komponente: Die globale Implikation. Nehmen wir für einen Moment an, Deutschland verabschiedet sich von der Marktwirtschaft und setzt voll und ganz auf die Schrumpf-Wirtschaft. Werden andere unserem Vorbild folgen? Werden die aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens und Afrikas sich einfach vom Wohlstandsversprechen verabschieden? Wohl kaum. Denn die selbstbewussten Schwellenländer wollen nach oben, nicht in der Mangelwirtschaft stagnieren. Wer könnte es ihnen auch verübeln?
“Degrowth“:Ein weiterer Linker Irrweg
„Degrowth“ ist daher nur ein weiterer linker Irrweg, von Menschen, die schon immer den Kapitalismus überwinden wollten. Jetzt eben unter dem Vorwand des Klimaschutzes. Alter dunkelroter Wein in neuen giftgrünen Schläuchen. Wer den Herausforderungen des Klimawandels, die sich allein schon wegen des steigenden Energiebedarfs der wachsenden Weltbevölkerung nur durch Innovationen und effizienteres Wirtschaften lösen lassen, mit Wachstumsverzicht begegnen will, rettet nicht das Klima. Er zerstört die ökonomische Basis für die Lösung aller Umweltprobleme, unser bewährtes Wirtschaftssystem.
Kommentare