„Klimaterroristen“ ist das Unwort des Jahres 2022. Das gab die Jury der Philipps-Universität Marburg am Dienstag bekannt. Dazu erklärte die Jury: Der Ausdruck sei im öffentlichen Diskurs benutzt worden, um Aktivisten und deren Proteste für mehr Klimaschutz zu diskreditieren. Sie kritisierte die Verwendung der Begrifflichkeit, weil Aktivisten mit Terroristen „gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert werden“. Die politische Einseitigkeit des Votums der Jury ist so langweilig wie erwartbar. Ähnlich hätte es auch der Pressesprecher der selbst ernannten „Letzten Generation“ formulieren können.
Es geht um sprachliche Diskurshoheit
Die „Unwort“-Jury folgt damit allerdings einem bekannten Muster. Auch in den vergangenen Jahren gab es immer wieder Kritik am Gremium, das vermeintliche No-Go-Wörter festlegt und so sprachlich wie gesellschaftlich ächten möchte. Schaut man sich die „Unwörter“ der Jury aus den letzten Jahren an, muss durchaus angenommen werden, dass es dem kleinen, erhabenen Gremium nicht um reine Sprachkritik, sondern viel eher um sprachliche Diskurshoheit geht. Oder mehr noch: Es geht um die politische Deutungshoheit in einem Kulturkampf, der die Grenzen des Sagbaren verschieben will.
Politischer Maulkorb
Wirft man nämlich einen Blick auf die Gewinner der letzten Jahre, dann kann man zweifelsfrei feststellen, dass immer nur Begriffe im Fokus stehen, die im links-grünen Milieu als „rechts“ verleumdet werden. Ganz gleich, ob es um die Themen Migration, Klima oder Wirtschaft geht, es wabert der Geist der linken Zensur-Kultur durch die Jury und ihre Voten. Der sprachliche Negativ-Preis ist ein politischer Maulkorb, der den politischen Diskurs verengt und die Gesellschaft verunsichert.
Gesellschaftliche Meinungskorridore werden enger
Diverse Allensbachs-Umfragen zur Meinungsfreiheit belegen die schleichende Verengung der gesellschaftlichen Meinungskorridore und die Sorge der Menschen in unserem Land, dass aussprechen zu können, was man denkt. Ein unguter Zustand, den die Unwort-Jury schon seit 1991 gezielt verstärkt.
Sagen, was ist, hat noch niemandem geschadet und würde auch dem ein oder anderem Sprachwissenschaftler oder Aktivisten gut zu Gesicht stehen. Eine Verharmlosung von Migrationsdefiziten oder die Relativierung der Gewaltbereitschaft der radikalen Klimaschutz-Bewegung schadet dem Land.
Übergriffiger Zeitgeist
Ein hyperpolitisches linkes Sprach-Gremium, das vermeintlich inopportune Begriffe aus dem Diskurs verbannen will, weil sie für Teile des Landes unliebsam sind, braucht es in einer demokratischen Gesellschaft, die vom freien Wort lebt, nicht. Doch leider passt die Farce um das Unwort des Jahres zu unserem übergriffigem Zeitgeist, der für Sprache nicht nur sensibilisieren oder über sie streiten will, sondern durch Gebote und Vorschriften lenken und steuern will.
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