„Wir müssen jünger, weiblicher und diverser werden“, – ein Satz, den man in den letzten Tagen fast täglich aus allen Ecken der CDU hört. Es sind nicht nur junge Frauen, die diese Aufstellung fordern, sondern auch viele „alte weiße Männer“ – wie sie so schön genannt werden – die sich diese Form der Erneuerung herbeiwünschen. Aber sollten wir nicht an einer ganz anderen Stelle anfangen, uns zu erneuern, als unsere zukünftige Führungsspitze schon jetzt zu personifizieren?
Aus Fehlern lernen
Blicken wir einmal zurück. Man muss nicht lange in den Geschichtsbüchern kramen, um die jüngsten Misserfolge der CDU zu finden. So ist es doch erst gut zwei Wochen her, dass die Union ihr schlechtestes Wahlergebnis der gesamten Parteigeschichte eingefahren hat. Ob das an fehlendem jungen, weiblichen und diversen Personal lag? Ich glaube nicht.
Haben wir nicht seit dem Ausscheiden unserer ehemaligen Parteivorsitzenden Angela Merkel nach wie vor keine konstante Führung für unsere Partei gefunden? Erst „AKK“, jetzt Armin Laschet. Zwei Mal haben wir Kampfkandidaturen in kürzester Zeit hinter uns gebracht und noch kein Ende in Sicht. Vor Kurzem wurde ich gefragt: „Was nervt Sie in der CDU aktuell am meisten?“ Die Antwort lag für mich auf der Hand: Die Personalstreitigkeiten, die dazu führen, dass sich die Partei spaltet. Die dazu führen, dass Inhalte in den Hintergrund rücken, und das nehmen auch die Bürger wahr. Wird allein eine junge, weibliche und diverse Parteiführung das ändern können? Auch das glaube ich nicht.
Erneuerung und zwar richtig
Die CDU braucht Erneuerung – das ist unstrittig. Junge Köpfe gehören vermehrt in die erste Reihe. Personen, die motiviert sind, Lust haben, sich für größere Aufgaben aufbauen zu lassen. Denn genau diese Personen fehlen uns gerade. Ob das Nachwehen der Ära Angela Merkel sind? Möglich. Aber einer CDU muss es auch möglich sein, sich ohne Muttis Zutun neu aufzustellen. Dabei kommt es jetzt nicht zwingend darauf an, wer für wen Platz macht oder zum Rücktritt aufgefordert wird - viel wichtiger ist doch, dass die Partei lernt, intern wieder an einem Strang zu ziehen. Dann dürfen weder die Liberalen in der CDU noch die Konservativen öffentlich übereinander herziehen. Dann muss aufgehört werden, sich öffentlich in Lager aufzuteilen und so zu tun, als gehöre man unterschiedlichen Parteien an. Dann müssen erfahrene Politiker nicht zwingend zurücktreten, sondern anfangen, mit den Jüngeren zusammenzuarbeiten, ihr Know-How weiterzugeben und so zu einer Erneuerung der Union beizutragen. Nur so kann eine neue Debattenkultur mit Fokus auf Inhalten aufgenommen werden, die über die letzten Jahre der Anfeindungen verloren gegangen ist.
An der Einbindung der Mitglieder führt kein Weg vorbei
Wie erreichen wir diese Geschlossenheit? Eins weiß ich: Nicht mit einer zwanghaft jungen, weiblichen und diversen Aufstellung. Geschlossenheit schaffen wir durch Mitgliedereinbindung. Das heißt nicht, dass die gesamte CDU-Satzung über den Haufen geworfen werden soll – das Delegiertensystem hat nach wie vor seine Sinnhaftigkeit – dennoch muss die aufklaffende Lücke zwischen Parteivorstand und Mitgliederbasis schnell geschlossen werden.
Wenn Mitglieder zwei Mal laut nach Friedrich Merz rufen, dann sollten diese Aufschreie nicht ignoriert werden. Es ist höchste Zeit, dass die Mitglieder nicht nur gehört werden, sondern sich auch wieder gehört fühlen. Dafür muss die Mitgliederbasis in der nächsten Wahl des Parteivorsitzenden stärker eingebunden werden.
Wie jung, weiblich und divers der Parteivorstand am Ende wirklich aussieht, wird sich zeigen. Aber eins sollte in der Union nicht verloren gehen: Kompetenz über allem anderen. Wir müssen die Leistungsträger von morgen in unsere ersten Reihen stellen. Nur diejenigen, die klare Positionen vertreten und den gesellschaftlichen Diskurs prägen, können die CDU wieder an die erste Stelle setzen. Angela Merkel hat es ohne Quote geschafft. Und Quotenfrau Annalena Baerbock hat die Grünen nicht zum Wahlsieg geführt, Olaf Scholz hingegen schon.
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