Zu wenig Frauen in der Politik

Ich bin schon immer ein unheimlich ehrgeiziger Mensch und möchte für harte Arbeit belohnt werden, so wie alle anderen auch. Einen Geschlechterunterschied gab es für mich dabei nie. Warum auch – alle Menschen sind gleich und sollten auch die gleiche Chance haben, für ihre objektiv guten Leistungen belohnt zu werden. Dieses Leistungsprinzip leitet mich bis heute gleichermaßen in der Universität wie auch im Beruf.

Dennoch stimmt es: Wir haben zu wenig Frauen in der Politik – vor allem im bürgerlichen Lager. Für dieses Problem soll eine Frauenquote nun also das Allheilmittel sein. Für mich ist das der falsche Ansatz - sowohl in übergeordneten Gremien als auch in der Union selbst.

Natürlich hat Politik den Anspruch, die Bevölkerung repräsentativ abzubilden. Frauen gleichermaßen wie Männer in allen Positionen vertreten zu haben, ist richtig und wichtig – aber eben ohne Zwang. Nichts anderes ist eine Quote.

Schmälerung der Leistung von Frauen

In vielen Orts- und Kreisvorständen der Union ist die Quote dennoch schon an der Tagesordnung. Frauen werden dann - unabhängig davon, was sie geleistet haben - in Führungspositionen gesetzt, um alle „Quotenposten“ besetzt zu bekommen. Das setzt nicht nur die Leistung von Frauen herab, sondern schmälert auch das Leistungspotenzial der Gremien. Chancengleichheit sieht für mich persönlich anders aus.

Männern wird die Chance auf Engagement verweigert. Frauen werden auf eine Zahl reduziert. Dabei schafft es jede Frau, die will, mindestens genauso gut wie jeder Mann ganz ohne Quote in politische Funktionen. Im Zweifel erhält sie dafür sogar noch mehr Unterstützung, eben weil Frauen in der Politik noch zu selten sind und mit offenen Armen empfangen werden – so durfte ich es bisher erleben.

Politik für Frauen attraktiver machen

Das eigentliche Problem ist nicht die fehlende Quote, die den Frauen plötzlich alle Türen öffnen soll, sondern Politik überhaupt attraktiv für Frauen zu machen. Denn an erster Stelle fehlen die Frauen nicht in Führungspositionen, sondern schon als einfache Mitglieder.

Die Struktur- und Satzungskommission der Union hat dazu konstruktive Vorschläge eingebracht, wie zum Beispiel „hybride Sitzungen“ und eine politische Elternzeit, die verhindert, dass man währenddessen abgewählt werden kann.

Frauen müssen dazu ermutigt werden, sich politisch zu engagieren und für ihre Meinung einzutreten – eine Quote wird das nicht nach sich ziehen. Vielmehr sollte auch an dieser Stelle an Inhalte gedacht werden. Moderne Politik kann Frauen viel eher ermutigen, ihre Zukunft aktiv mitzugestalten und zu partizipieren als starre Quoten.